21/11/19

26. Fulda Marathon



Lange habe ich überlegt, ob ich über diesen Lauf schreiben soll oder nicht. Nicht das der Lauf besonders schlecht oder gut gelaufen wäre, hat mich nachdenken lassen, sondern weil ich damit eine persönliche miserable Zeit in meinem Leben verbinde. Letztendlich ist die Entscheidung aber dann doch zugunsten eines Berichts gefallen.
Für den Halbmarathon hatte ich mich gut 4-5 Monate eingeschrieben. U.a. deswegen, dass ich Fulda sehr schön finde und wir gute Freunde dort haben, die wir dann auch mal wieder besuchen konnten.
Da ich diesmal besser laufen wollte, als in Hannover habe ich mir über „Garmin connect“ einen virtuellen Trainer (Jeff) genommen und gute 15 Wochen mit jeweils 3 Trainingseinheiten gemäß dessen Vorgaben absolviert. Die meiste Zeit hat es sogar Spaß gemacht, auch wenn die Intervalle und Bergsprints ganz schön hart waren. Ich fühlte mich gut und gut gewappnet.

Eine Woche vor dem bevorstehenden Lauf, kam dann aber die Nachricht, dass meine Mum wiederum an Krebs erkrankt sei…diesmal ohne Hoffnung auf Heilung. Alles zu spät. Aus die Maus. Nur noch eine Frage der Zeit bis sie stirbt. Biff, baff, buff. Ich war fertig, hoffnungslos traurig. Am liebsten hätte ich irgendjemanden geschlagen oder Schlimmeres.


Was nun. Sollte ich trotzdem nach Fulda fahren? Ein Wochenende „Spaß“ haben, während meine Mum im Krankenhaus liegt? Ja, ich habe mich dafür entschieden. Es war alles geplant. Unsere Freunde freuten sich auf uns. Vielleicht war es ja auch gut für meine Psyche?!



Sy und ich fuhren also Samstag nach Fulda, holten meine Startunterlagen ab und fuhren dann zu unserer Freundin Anja. Mit ihr, ihrem Mann Bernd, unseren weiteren Freundinnen Petra und Simone verbrachten wir dann noch einen schönen Nachmittag und später gab es anstatt Pasta, Pizza beim Italiener.

Am Sonntagvormittag machten wir uns dann auch den Weg zum Stadion, wo sich der Start/Zielbereich befand. 
An sich war das Wetter für Mitte September top. Blauer Himmel und Sonnenschein bei über 20 C°. Für mich allerdings war es alles andere als gut. Ich liebe zwar den Sommer und warme Temperaturen, aber nicht wenn ich 21 km laufen möchte. Dann ist das alles andere als witzig. Gott sei Dank, hatte ich mir noch kurzfristig ein Singlet besorgt, sodass da schon mal kein Hitzestau entstehen konnte. Noch ein wenig umschauen, ein wenig herumalbern mit den Freunden und dann ging es auch schon los.

Äh Moment mal, sollte die Strecke nicht flach sein? Gut, eigentlich wusste ich ja, dass die Rhön hügelig ist und Fulda ein paar Höhenmeter hat, aber das muss ich wohl verdrängt haben. Oh man. Zu heiß, zu bergig…Dass wird nie was mit einer zeitlichen Verbesserung. Während des Laufes versuchte ich jedes Schattenfleckchen zu ergattern, dass ich bekommen konnte und auch jede Wasserstelle musste ich ansteuern und mich abzukühlen. Holy Shit. Wenigstens sorgten meine Freundinnen für Stimmung an der Strecke und feuerten mich immer wieder an, was ich richtig toll fand. Ich liebe meine Support-Crew 😉.

Auf den letzten 3 Kilometern ging mir dann aber die Puste aus. Ich musste immer wieder Gehpausen einlegen. Auf den letzten 1,5 km lief ich auf eine junge Mitläuferin auf, die auch immer wieder gehen musste. Wir kamen ins Gespräch. Bei ihr spielte das eine Knie nicht mehr mehr mit. Sie quälte sich schon ab km 8 durch den Lauf. Ich versuchte sie noch ein wenig aufzubauen und wir liefen bis zum Stadion gemeinsam. Die Stadionrunde und den Zieleinlauf hat dann aber jeder für sich gemeistert.
Gut, man kann sagen, ich habe es geschafft, ich habe gefinisht, aber zufrieden bin ich absolut nicht. Ich weiß auch nicht woran es letztendlich gelegen hat. Auf der Uhr standen 2:19 Minuten und ein paar zerquetsche Sekunden.  

Das Wetter, die Steigungen oder war es doch eine mentale Schwäche, weil einfach zu viel in der letzten Woche vor dem Wettkampf passiert ist?
Letztendlich bleibt nur zu sagen, dass meine Mum zwischenzeitlich verstorben ist und ich nach ca. 9 Wochen Abstinenz wieder angefangen habe zu laufe.

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